Das Kugl blickt zum zwanzigsten Geburtstag zurück – und feiert eine grosse Party
Veröffentlicht am 24. April 2024
«Die Leute leben heute gesünder und sind weniger offen»: Das Kugl blickt zum zwanzigsten Geburtstag zurück – und feiert eine grosse Party.
Vor zwanzig Jahren fand im Kugl im St.Galler Güterbahnhofareal das erste Konzert statt. Die Betreiber feiern das Jubiläum am 27. April. Kugl-Chef Daniel Weder war von Anfang an dabei. Er sagt, dass die sozialen Medien das Nachtleben verändert hätten: Die Leute leben heute gesünder. Sie würden weniger Alkohol trinken und seien weniger offen für Neues.
Es ist ein grosser, lichtdurchfluteter Raum mit Industrie-Charme, ausgestattet mit Bar und Sofa. An einem der Hochtische sitzen zwei Männer an ihren Laptops. Es sind Daniel Weder und Erol Tolukan. Abgesehen vom Prasseln des Regens auf das Dachfenster und dem Klicken der Tastaturen ist es ruhig in den Hallen des Kugl und dem «Gut & Güter» beim Güterbahnhofareal. Ein Kontrast zum Partyleben, das hier nachts pulsiert.
An den Wochenenden finden im Kugl Konzerte, Partys und andere Veranstaltungen statt – und das seit zwanzig Jahren. Das Kugl aka Kultur am Gleis wurde innert Kürze zu einer der wichtigsten Adressen in der St.Galler Ausgehszene.
Für alle ist etwas dabei
Am Anfang der Eventhalle im Güterbahnhofquartier steht das Honky Tonk von 2004. Das Kugl war in jenem Jahr zum ersten Mal beim Musikfestival dabei. Damals fand die erste Veranstaltung im ehemaligen Güterbahnhofgebäude statt. Die Acts hiessen Skafari und Open Season. «Ska-Musik war ja damals voll im Trend», sagt Erol Tolukan. Früher war er Gast im Kugl; seit zwei Jahren ist er für die Medienarbeit der Eventlocation verantwortlich.
Die Veranstaltungshalle im Güterbahnhofquartier stiess schnell auf Anklang. Das Kugl hob sich mit seiner etwas dunkleren Aura von anderen Kulturlokalen ab. «Wir hatten namhafte und auch internationale Kulturschaffende, die bei uns auftraten», sagt Weder, Gründer der ersten Stunde und Geschäftsführer. Er erinnert sich besonders an Wincent Weiss, Parov Stelar, Gang Starr und Boris Brejcha. Was das Buchen von internationalen Künstlerinnen und Künstlern auf dem Platz St.Gallen angehe, seien sie Vorreiter gewesen. Dabei beschränkte sich das Kugl auf kein bestimmtes Genre. «Unsere Türen sind für alle und alles offen», sagt Tolukan.
Eventbranche im Wandel
Am Anfang habe es im Kugl an sechs Tagen pro Woche Veranstaltungen gegeben, erzählt Weder. So habe er nicht selten in der Eventhalle übernachtet. «Zeitweise habe ich regelrecht hier gewohnt.» Weder schaut gerne auf die Zeit zurück, ist aber auch froh, dass es heute etwas anders ist. «Jetzt, als Familienvater, wäre mir so etwas nicht mehr möglich.»
Weder und Tolukan erzählen vom Wandel in der Eventbranche. Besonders für Lokale in der Grösse des Kugl sei es schwieriger geworden. Für grosse Acts biete die Halle zu wenig Platz, und oft seien die Gagen der Künstlerinnen und Künstler so hoch, dass sie für das Kugl finanziell nicht zu stemmen seien. Deshalb werde heute die Mehrzahl der Veranstaltungen von Dritten organisiert. Das Kugl tritt lediglich als Eventlocation auf, die den Raum, die Technik und das Personal zur Verfügung stellt.
Die Jungen von heute leben gesünder
Zum Wandel hinzu komme ein neues Ausgehverhalten der Jungen. «Viele leben gesünder und gehen am Abend weniger in den Ausgang, um etwas zu trinken», sagt Tolukan. Auch die sozialen Medien hätten einen Einfluss auf das Ausgehverhalten. Früher seien die Leute offener gewesen, auch etwas Neues zu entdecken. Heute höre man die Musik der auftretenden Künstlerinnen und Künstler auf Streamingplattformen, bevor man sich entscheide, ein Konzert zu besuchen.
Sich dem grundlegenden Wandel in der Eventbranche bewusst, legte das Kugl vor einigen Jahren den Grundstein für das «Gut & Güter»: ein Saal direkt neben dem Kugl, der für Veranstaltungen von Firmen oder Hochzeiten gemietet werden kann. Ein wichtiger Schritt. «Corporate-Events, also Firmenveranstaltungen und Ähnliches, sind immer gefragter», sagt Tolukan. Das bestätige die Nachfrage.
Das «Gut & Güter» ergänze das Kugl, sagt Weder. Es könne als Rückzugsort bei einer Party dienen. Der Konzertsaal könne aber auch als Ort für die Afterparty nach einem Firmenanlass genutzt werden. «Beides gehört zusammen, und doch steht beides für sich alleine», sagt Weder.
Grosse Ausblicke in die Zukunft wagen Weder und Tolukan nicht. «Wir wissen ja nicht, wie lange es das Quartier so gibt, wie es heute ist», sagt Weder und spricht damit den geplanten Autobahnanschluss an. Die Kugl-Betreiber wollen ihre Meinung zum umstrittenen Zubringer Güterbahnhof aber nicht äussern.
Es stelle sich immer wieder die Frage, was noch angegangen und was noch investiert werden solle. Ein schmaler Grat. «Zum einen wollen wir den Gästen so viel wie möglich bieten. Gleichzeitig müssen wir im Kleinen denken», sagt Tolukan.
Afterparty nach dem Honky Tonk
Auf der Suche nach einem neuen Standort seien sie nicht, sagt Weder. Und wenn es eines Tages heissen würde, dass das Kugl ausziehen müsse, würde das neue Lokal anders heissen. «Auf ein Kugl 2.0 würden wir verzichten», sagt Weder.
Vorerst steht die Jubiläumsfeier auf dem Programm. Für den Freitag, 26. April, sind zwei internationale Minimal-House DJs gebucht: Dan Andrei aus Rumänien und der Schweizer Alci. Am 27. April steht das Honky Tonk auf dem Programm – die Veranstaltung, mit der alles begann. «Das wird gross gefeiert», sagt Tolukan. Nach den Auftritten von Indiekünstler Valentino Vivance und der Band Bahnhofbuffet Chancental werde der Geburtstag mit DJ Johnny Lopez und einer Afterparty zelebriert.